Schmidt, Helmut

Schmidt, Helmut
Schmidt, Helmut
 
Geboren am 23. Dezember 1918 in Hamburg als Sohn eines Studienrates, nahm Schmidt als Soldat und Offizier am 2. Weltkrieg teil, studierte 1946 bis 1949 Staatswissenschaften und trat 1946 in die SPD ein. 1947/48 war Schmidt Bundesvorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), von 1949 bis 1953 bei der Behörde für Wirtschaft und Verkehr in Hamburg tätig, ab 1952 Verkehrsdezernent. Von 1953 bis 1962 Mitglied des Bundestages, machte er sich einen Namen als Verteidigungsexperte. Als Innensenator in Hamburg (1961-65) wurde Schmidt durch sein energisches Eingreifen während der Sturmflutkatastrophe von 1962 weit über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt. Seit 1965 wieder im Bundestag, wurde Schmidt 1967 Fraktionsvorsitzender der SPD, 1968-84 war er einer der beiden Stellvertreter des Parteivorsitzenden. In der sozialliberalen Koalitionsregierung wurde Schmidt 1969 Verteidigungsminister, im Juli 1972 (nach dem Rücktritt Karl Schillers) Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen; im Dezember 1972 gab er das Wirtschaftsressort an Hans Friderichs (FDP) ab.
 
Nach dem Rücktritt Bundeskanzler Brandts wurde Schmidt mit den Stimmen von SPD und FDP zum Bundeskanzler gewählt. In seiner Regierungserklärung betonte Schmidt, die Leitworte der neuen Regierung seien »Kontinuität und Konzentration«. Einige Reformvorhaben wurden im Hinblick auf die Wirtschaftskrise zurückgestellt, die Entspannungspolitik dagegen konsequent fortgesetzt. Nach den von der SPD-FDP-Koalition gewonnenen Bundestagswahlen von 1976 und 1980 wurde Schmidt erneut zum Bundeskanzler gewählt. Bei der Abwehr des Terrorismus bewies Schmidt Härte und Durchhaltevermögen, aber auch Augenmaß, sodass der liberale Rechtsstaat letztlich ohne größere Beeinträchtigungen blieb. Wegen seiner staatsmännischen und volkswirtschaftlichen Fähigkeiten erwarb sich Schmidt hohes internationales Ansehen. Mit dem französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d'Estaing, mit dem ihn eine persönliche Freundschaft verband, setzte er die Vertiefung der deutsch-französischen Zusammenarbeit fort.
 
Die anhaltende Weltwirtschaftskrise, die wie in den anderen Industriestaaten, auch in der Bundesrepublik zu einem stetigen Ansteigen der Arbeitslosenzahlen und wachsendem Haushaltsdefizit führte, verursachte nach 1980 zunehmend Meinungsverschiedenheiten in der SPD-FDP-Koalition und schließlich deren Bruch. Helmut Schmidt, der sich zudem wachsendem Widerstand aus der eigenen Partei gegen den NATO-Doppelbeschluss gegenübersah, wurde am 1. Oktober 1982 durch ein konstruktives Misstrauensvotum der CDU/CSU-Opposition im Bündnis mit der Mehrheit der FDP-Fraktion unter Führung Genschers gestürzt. Neuer Bundeskanzler wurde der CDU-Vorsitzende Helmut Kohl. Auch nach dem Ende seiner politischen Karriere blieb Schmidt eine gefragte und geschätzte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Er nimmt vor allem publizistisch durch seine nachdenklichen Beiträge zu aktuellen Diskussionen Einfluss auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen.

Universal-Lexikon. 2012.

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